wir Deutschen lieben Schubladendenken. Was liegt also näher als eine Klassifizierung der Ausländischen Mitbürger Deutscher Herkunft in verschiedene Kategorien? In diesem Thread stelle ich nach und nach die bekanntesten Typen Deutscher Expats vor. Im ersten Post beginne ich mit dem Liebeskasper. Die anderen Kategorien folgen im Laufe des Abends.
Den Liebeskasper hat es aufgrund der Liebe nach Shanghai verschlagen.
Als er vor vielen Jahren nach Anting auf "Montage" geschickt wurde, bescherte ihm ein Besuch in der Julu Lu unverhofftes Liebesglück. Endlich hatte jemand sein wahres Wesen erkannt (you are very handsome) und ihm ihre aufrichtigste (ohne Kondom) Zuneigung geschenkt. Die kurz darau aufkeimende Frage, wie er sich nach einer solchen Erfahrung je wieder an die Frauen im emanzipierten Deutschland gewöhnen würde können oder gewöhnen können würde, beantwortete er mit der für ihn einzige möglichen Variante: Gar nicht. Deutsche Arbeit ist in China hoch angesehen, dachte sich der Liebeskasper, denn das hatte ihm ein dicker Expat bei einem Bier in der Julu Lu erklärt. Wenige Tage nach seiner Rückreise kündigt der Liebeskaper deshalb sowohl den nach Tarif bezahlten Arbeisplatz bei einem mittelständischen Maschinenhersteller als auch seine Zwei-Zimmer-Wohnung in einer Kleinstadt. Seine Eltern schauen ihn zwar zuerst mit sorgenvollen Mienen an, erklären sich jedoch kurze Zeit später dazu bereit, dem Liebeskasper seinen Erbanteil am vom Munde abgesparten Haus vorzeitig zu überlassen, weil man "dem Ruf des Herzens folgen soll".
Seine Kumpels, die in der Mehrzahl unter den Raten fürs Reihenhäusschen und ihren an kritischer Masse gewinnenden Ehefrauen zu leiden haben, konnten neidischer nicht sein und beglückwünschten ihn zu seiner Entscheidung. Nachdem der Liebeskasper seinen Wohnsitz abgemeldet hat und sich seine paar Kisten voller Erinnerungen auf dem Schiff nach Shanghai befinden, fliegt er voller Erwartungen zurück zu seiner Liebsten. Nach seiner Ankunft erlöst er seine Herzensdame zuerst einmal von ihrem Job in der "Pretty Woman" Bar. Die Schulden seiner Freundin für Kost, Logis und Medizinische Betreuung bei der Barbesitzerin (Chinesisch: Mamasan?) ohne zu Zögern zu begleichen, ist für den Liebeskasper selbstverständlich. Schiesslich ist er mit den geerbten fünfzigtausend Euro ja in China ein reicher Mann. Um die Familie der neuen Liebe um die Hand derselben zu bitten, fliegt man gemeinsam in die Provinz. Dort wird der Liebeskasper wie ein König behandelt, lädt die ganze Familie ins beste Restaurant des Dorfes ein, wofür er nur 200 kuai plus Trinkgeld bezahlt. Lächerlich! Während des Essens erzählt seine Verlobte ihm von der Krankheit ihres kleinen Neffen, der zwar gesund und pausbäckig herumläuft, jedoch an einem seltenen und meist tödlich endenden Herzfehler leidet. Der Liebeskasper erkennt an dieser Stelle, dass er nicht nur grosses Glück in der Liebe hatte, sondern mit seinem Geld (zehntausend Euro) sogar ein Leben retten kann. Nachdem er auf den Namen seiner Freundin noch für zwanzigtausend Euro ein Apartment gekauft hat, dessen Wert voraussichtlich um 200% pro Jahr steigen wird, geht es als verheirateter Mann wieder zurück nach Shanghai.
Als das Geld des Liebeskaspers nach den ersten 6 Monaten in Shanghai zur Neige geht, entscheidet er sich dazu, einen Job als Expat in einer Deutschen Firma anzunehmen. Es geht dem Liebeskasper dabei nicht nur um das Geld, sondern auch um die den Expats zur Verfügung gestellten Annehmlichkeitet, beispielsweise einem Audi A6 samt Fahrer und dem obligatorischen Firmenappartment. Leider muss der Liebeskasper schon nach kurzer Zeit erkennen, dass man in den meisten Deutschen Firmen ohne Abitur und Englischkenntnisse keine Chance auf einen Job als Top-Manager bekommt.
Ehrliche Arbeit zählt in Shanghai scheinbar nur wenig, denkt sich daraufhin der Liebeskasper, und eröffnet mit seinem letzten Geld eine Deutsche Kneipe mit angeschlossener Schnitzelbraterei.
Der Streber hat sein Studium an der Otto Beisheim Hochschule für Unternehmensführung in Koblenz mit der Note 2 abgeschlossen und danach zwischen drei und fünf Jahre Berufserfahrung als Controller bei einem Hersteller von Kugellagern gesammelt. Seinen auf zwei Jahre ausgelegten Aufenthalt im Reich der aufgehenden Sonne(!) sieht der Streber als geeignetes Sprungbrett für eine zukünftige Karriere, die seine Mutter später mal mit grossem Stolz erfüllen wird. In seiner Heimat, einem Dorf dessen bekannteste Sehenswürdigkeit ein Rastplatz an der A3 ist, hat schon jeder seine Businesskarte gesehen. Jeder Zweite musste gespannt den Geschichten aus der Ferne lauschen. Aufgrund seines beruflichen Erfolges möchte der Streber den Hof der Eltern später nicht übernehmen. Deshalb hat er seine Schwester bereits vor seiner Abreise bei der Fernsehsendung "Bäuerin sucht Mann" angemeldet.
Der Streber wohnt in einem von Sebastian Lee vermittelten Firmenappartment irgendwo am Ende der Welt, beispielsweise in Pudong oder Gubei. Dort verbringt er die meisten seiner Abende im trauten Kollegenkreis entweder vor dem Fernseher oder bei einer gepflegten Runde Skat. Sein Lieblingsthema in jeder Unterhaltung ist die Unfähigkeit der Chinesischen Kollegen und die Frage, warum seine Firma sich trotz Mitarbeitern wie ihm ständig am Abgrund befindet. Wenn der Streber mal Hunger hat, bestellt er sich eine Pizza aus dem Sherpa's Menu. Chinesisches Essen ist ihm zuwieder, da er ultrascharfes Essen (wie in der Schanghaier Küche) nicht gewohnt ist und man bei dem zerkleinerten Fleisch nie sicher sein kann, ob es wirklich Schwein ist.
Da er einen Buick Minivan und einen Chinesischen Fahrer von der Firma gestellt bekommt, muss der Streber sich die Adresse seines Compounds nicht merken. Falls er doch einmal das Haus ohne Fahrer verlassen möchte, beispielsweise nach 21 Uhr nachts, nutzt er die in seiner Brieftasche verstauten Visitenkarten von seinem Compound, vom Paulaner und von Papa's Bierstube. Im Schrank des Strebers hängt keine Jeans und kein Pullover, sondern ausschliesslich Massanzüge für 55 Euro das Stück (inkl. 2 Hosen), die ihn auch in seiner Freizeit als Mann von Welt ausweisen.
Während der Streber in Deutschland aufgrund seiner Unbeliebtheit und seines unangenehmen Körpergeruchs keine Freundin hatte, bleibt er in China nur deshalb alleine, weil er viel Schlechtes über Chinesinnen gehört hat und ausserdem viel zu beschäftigt ist.
Der alternde Executive wohnt mit seiner Frau und durchschnittlich drei Kindern in den Villenvierteln von Pudong. Für sein Haus zahlt er nur 8000 Euro Miete statt der üblichen 12000 euro, denn Sebastian Lee hat die Verhandlungen mit dem Vermieter für ihn geführt. Der alternde Executive ist relativ dick und hat wenig Haare, ist aber trotzdem meistens gut gelaunt. Nachdem er in Deutschland 25 Jahren für ein Industrieunternehmen gearbeitet hat, wurde er vor vier Jahren von seinem Arbeitgeber als kaufmännischer Leiter der China Operations nach Shanghai versetzt. Der Verzicht auf eine weitere Karriere in Deutschland wurde ihm mit einem sehr guten Gehalts- und Leistungspaket schmackhaft gemacht. Deshalb verdient der alternde Executive zwischen zweihundertfünfzig und vierhunderttausend Euro im Jahr, inklusive aller Leistungen, wie beispielsweise den Gebühren für die Deutsche Schule und vier Heimflügen im Jahr (Business Class) für Frau und Kinder.
Der alternde Executive verfügt über ein gesundes Selbstbewusstsein. Das seit Jahren erwirtschaftete zweistellige Wachstum in China führt der alternde Executive in erster Linie auf seine persönlichen Leistungen zurück, denn die Rahmenbedingungen alleine machen schliesslich noch keinen Sommer. In den ersten Monaten nach Antritt seiner neuen Stelle kam der alternde Executive noch jeden Abend nach Hause, wo seine Frau (Kleidergrösse 44) auf ihn wartete. Nach und nach, so seine offizielle Version, hat er jedoch lernen müssen, dass man in den meisten Locations besser persönlich nach dem rechten sieht. Unter "uns Pastorentöchtern", also im trauten Gespräch mit anderen alternden Executives, erzählt er jedoch gerne Geschichten über die Erfahrungen mit Mädchen (Kleidergrösse 32) in KTV's und Saunen mit den jeweiligen Joint-Venture-Partnern. Aufgrund seiner hohen emotionalen Intelligenz fällt es dem alternden Executive nicht besonders schwer, sein Doppelleben unbemerkt von Frau und Kindern auszuleben. Er sieht keinen Handlungsbedarf sein Leben zu ändern. Sein Janusgesicht zeigt auf der einen Seite den verantwortungsvollen Familienvater und Vorgesetzten, auf der anderen Seite den spendablen Lebemann, der dem Feiern und den fleischlichen Genüssen nicht abgeneigt ist. Während der alternde Executive das Alter beim Liebesspiel in der Sauna noch gar nicht spürt, hält er sich im heimischen Ehebett mit Cialis auf Trab. Seine Ehefrau hat vollstes Verständnis dafür, dass dies aufgrund seines grossen beruflichen Stresses und des fortgeschrittenen Alters nur einmal pro Woche passiert.
Ist der alternde Executive mal nicht auf Dienstreise, verbringt er seine Abende gerne mit dem Posten von hilfreichen Informationen auf Schanghai.com. An den Tagen, an denen niemand seine Hilfe benötigt, stellt er über sogenannte Zweitnicks auch gerne mal selber Fragen, die er dann entweder durch den Drittnick ins Lächerliche zieht oder durch den Erstnick beantwortet. Ausserdem nutzt er an Abenden in Shanghai gerne seine VIP-Kundenkarte der Golden 18 Sauna, mit deren Hilfe er 100rmb pro Besuch spart.
Also Hut ab. Du triffst das meiste ziemlich genau auf den Punkt. Da ich durch meinen Beruf staendig Kontakt zu allen moeglichen Kunden, jeglicher Position, zu tun habe, kann ich Deine Ausfuehrungen nur bestaetigen. Allerdings solltest Du noch die weibliche Seite erwaehnen. Am Besten sind Ehefrauen, die voller Elan hier ankommen und nach 12 Monaten total entnervt zurueckziehen. "Alleine mit Tochter und bald auch geschieden". Hierzu haette ich berufsbedingt so viel zu schreiben, mache es allerdings nicht, da ich wahrscheinlich das ein oder andere Mal zu detailliert berichten wuerde und sich einige Personen wohl wiedererkennen wuerden.
Zitat von SensemannAlso Hut ab. Du triffst das meiste ziemlich genau auf den Punkt. Da ich durch meinen Beruf staendig Kontakt zu allen moeglichen Kunden, jeglicher Position, zu tun habe, kann ich Deine Ausfuehrungen nur bestaetigen. Allerdings solltest Du noch die weibliche Seite erwaehnen. Am Besten sind Ehefrauen, die voller Elan hier ankommen und nach 12 Monaten total entnervt zurueckziehen. "Alleine mit Tochter und bald auch geschieden". Hierzu haette ich berufsbedingt so viel zu schreiben, mache es allerdings nicht, da ich wahrscheinlich das ein oder andere Mal zu detailliert berichten wuerde und sich einige Personen wohl wiedererkennen wuerden.
Das Problem ist, dass meine Bekannten alle keine Ehefrauen (mehr) haben. Vielleicht greifst du selbst mal in die Tasten?
Naja, wie gesagt will ich hier nicht so detailliert berichten. Am grausamsten sind allerdings die Ehefrauen, die staendig ueber ihren schweren Alltag berichten, besonders dadurch beeinflusst, dass nicht alles genauso ist wie in Deutschland. Mit Ayi, Fahrer etc. den kompletten Service zur Hand und trotzdem wird rumerzaehlt, dass sie so viel zu tun haben. Wie bspw.: wo findet man welche Louis Vitton Tasche am guenstigsten? Oder wo es derzeit das beste Steak gibt.... Im Uebrigen trifft dies nicht nur auf deutsche Ehefrauen zu. Der Hammer sind dann die (sry, ich schreib's jetzt einfach mal so) Weiber, die eine Ayi fuer RMB 10/Std haben und dann rumnoergeln, wie es die Nachbarin geschafft hat, den Preis auf RMB 8/Std. zu druecken. Da krieg' ich dann immer besonderen Brechreiz. Auch interessant ist zu sehen, dass diese Art Ehefrau keine Muehen scheut, zu erzaehlen, wie "flittig" die Chinesinnen drauf sind (Kleidergroesse 48 nicht vergessen) und dass gerade sie das Glueck hat, dass ihr Mann treu bleibt. Einmal ist's mir passiert, dass ich mit 'nem Kumpel im Zapatas sass und wir eine Pulle Whiskey bekommen haben. Die Bedienung sagte nur "From the guy behind you". Ich dreh' mich also um und wer sitzt da? Genau! Der ach-so-treue Ehegatte. Als ich dann das Zapatas verlassen wollte, kommt der Heini mir noch auf die Idee zu sagen "Herr XY, ich wuensche Ihnen einen schoenen Abend. Aber erzaehlen sie nichts meiner Frau". Da habe ich nur gedacht: Da haben sich auch zwei dumme gefunden...
Auf der anderen Seite gibt's dann natuerlich auch noch die Art von Frau, die es geschafft hat, mit dem Ehegatten umzuziehen und hier selbst auf eigenen Beinen zu stehen. Diese Art ist dann ganz besonders stolz, mir zu erzaehlen, wie sie es doch geschafft hat, ca. 10 Mio. Chinesinnen zu "outsmarten", und Ihren Mann bei Laune zu halten.
Gott, manchmal denke ich, ich sollte psychiatrischen Service hier anbieten. Wie hiess der Spasti nochmal im alten Forum? "Feuchtgebiete" oder so?
Hier ist voll der Wettkampf zwischen den Mädels, aufgrund der Konkurrenz. Asian vs. European vs. African. Alle wollen einem an die Wäsche. Was die Mädels richtig antörnt ist wenn man mit offenem Hosentürchen rumläuft.
Wie bitte? Das normal so. Was heißt da unsinniger post... Aber n' Dildo in Hintern is cool oder was Willst Du mich verarschen? Mein Hintern bleibt Jungfrau.
Zitat von ich meine das ernstWie bitte? Das normal so. Was heißt da unsinniger post... Aber n' Dildo in Hintern is cool oder was Willst Du mich verarschen? Mein Hintern bleibt Jungfrau.
@ich meine das ernst: Im Namen des 28-köpfigen Moderatorenteams heise ich dich Herzlich Willkommen in Besserwessi's Schanghai-Forum! Ohne Gäste wie dich wäre ein Schanghai Forum schliesslich nur eine leblose Ansammlung von Einsern und Nullen.
Der Import-Export Fritze kauft und verkauft Produkte aus China und hängt nach dem Besuch der Canton-Fair gerne ein paar Tage in Shanghai dran. Dort trifft man ihn entweder im Brasil Restaurant oder man lauscht seinen Reden zu vorgerückter Stunde in den Bars der Tongren Lu (RIP), und dort bevorzugt im zweiten Stock. Hat er einen Deal an Land gezogen oder einen grossen Kunden an der sprichwörtlichen Angel, trifft man den Import-Export Fritzen auch in der Glamour Bar oder der Bar Rouge an. Den Import-Export Fritzen erkennt man an seinem Hang zur Übertreibung, und spätestens nach dem dritten Glas Tiger wird seine 2-Mann-Firma - zweiter Gesellschafter ist seine Frau, auf die die GbR nach seiner Privatinsolvenz angemeldet wurde - zum wichtigsten Zulieferer von Wal-mart, Carrefour, der Metro AG, Rewe, Aldi Nord UND Aldi Süd.
Es ist der Import-Export Fritze, der uns vor vielen Jahren den MP3-Player und den USB-Stick gebracht hat. Ausserdem müssen wir ihm dafür danken, dass in einem halben Jahr eine LED-Glühbirne auf den Markt kommen wird, die uns der Lösung aller Umweltprobleme ein kleines Stück näher bringen wird. Mit dem Import-Export Fritzen ins Gespräch zu kommen ist viel einfacher als wieder aus dem Gespräch heraus zu kommen, denn er unterbricht seine Rede nur sehr selten und ist ständig auf der Suche nach neuen Kontakten. Der Import-Export Fritze ist fast immer alleine unterwegs, denn die Supplier auf der Canton fair sind seine einzigen Kontakte in China. In seinem tiefsten Inneren ist er ein trauriger Mann, denn keiner der anderen Expattypen in Shanghai möchte sein Freund sein und jeder erkennt sofort wer er ist: Ein Import-Export Fritze halt.
Vertriebsmenschen und Einkäufer unterscheiden sich vom Import-Export Fritzen eigentlich nur dadurch, dass sie studiert haben (FH) und ein komfortables Expatleben in Shanghai führen. Sie sind zwischen 30 und 45 Jahre alt, fahren mit dem Shuttlebus oder der U-Bahn zur Arbeit und träumen von einer Stellung als alternder Executives, die sie voraussichtlich jedoch nie erreichen werden. Vertriebsmenschen und Einkäufer unterscheiden sich nur marginal voneinander und sind so gut untereinander austauschbar, dass es noch nicht einmal ihre eigenen Mütter merken würden. Der Einkäufer arbeitet für Sourcing-Büros von grossen Deutschen Handelsketten und verbringt die Hälfte ihres Lebens mit seinen Besuchern aus Deutschland, mit denen er Messen besucht oder Fabriken in der Provinz besichtigt. Das nennen sie dann Factory Audit.
Die Vertriebsmenschen vertreiben Autoteile oder Maschinen an Chinesische Industrieunternehmen. Der Vertriebsmensch muss oft in die hintersten Ecken China's reisen und dort mit Regierungsangestellten Chinesischen Schnaps trinken, und zwar auf Ex. Ein Vorteil seiner Tätigkeit sieht der Vertriebsmensch darin begründet, dass er von seiner Firma mit grossen Mengen von Bargeld ausgestattet wird, wovon er sich auch nach Auszahlung der roten Briefumschläge noch den einen oder anderen Urlaub leisten kann. Vor ihrem Urlaub suchen sowohl Vertriebsmensch als auch Einkäufer nach anderen Expats, zum Beispiel im alten Schanghai.com Forum, die RMB schwarz gegen US-Dollar tauschen möchten. Mit RMB oder Euro kann man in Angeles City (Philippines) nämlich nicht bezahlen.
Grundsätzlich ist das Verhältnis zu Bargeld des Einkäufers und des Vertriebsmenschen ähnlich. Während der Einkäufer beim gemütlichen Abend im KTV mit dem Lieferanten über den Kickback verhandelt, steckt sich der Vertriebsmensch seinen Teil vom ebenfalls im KTV verabredeten Kickback in die eigene Tasche. Auch das Verhältnis zum besten Freund Alkohol ist bei beiden Gruppen sehr ähnlich, da es für die Leber keinen Unterschied macht, ob man mit Kunden oder mit Lieferanten trinkt.
Die Expatfrau bewohnt gemeinsam mit ihrem 15 Jahre älteren Ehemann, einem alternden Executive, eine Zwanzig-Zimmer-Villa mit angeschlossenem 36-Loch Golfplatz. Zwar befindet sich die Villa auf der falschen Rheinseite und ist zwei Autostunden vom Zentrum entfernt, jedoch ist dies der Expatfrau egal, denn viel wichtiger ist ihr der kurze Schulweg für ihre Kinder und viel frische Luft für die aus Deutschland mitgebrachten grossen Hunde (Bordermix).
Da ihr Mann durchschnittlich 12 Stunden am Tag arbeitet und die Hälfte der Zeit auf Businesstrips ist, gönnt sich die Expatfrau private Englischstunden (mehr dazu später), eine goldene Kundenkarte von Dragonfly Massage und ab und an ein Glas Nutella vom City-Shop. Die Adresse hat sie sich bei TAO erfragen müssen, da kein anderer die richtige Adresse kannte. Ehrenamtlich engagiert sich die Expatfrau ausserdem entweder für herrenlose Tiere oder für ein von der U.N. betreutes Projekt zur Etablierung von Solaröfen im Königreich Bhutan.
Natürlich weiss die Expatfrau von den ausserehelichen Freizeitaktivitäten ihres alternden Executives, denn schliesslich ist sie ja nicht blöd. Als Biologielehrerin ( Sek II) im Mutterschutz bringt sie jedoch sehr viel Verständnis für das auf, was im Körper eines alten Mannes wenige Jahre vor dem letzten Zapfenstreich zwangsläufig vor sich geht. Insgeheim kommt es der Expatfrau sogar gelegen, dass der von zu vielen Schnitzeln und Bier gemästete Ehemann sich ausserhäusig beschäftigt, auch wenn ihr die Chinesinnen ein bisschen leid tun. Wovon der alternde Executive nämlich gar nichts ahnt, ist die höchst prickelnde Liebesbeziehung der Expatfrau zu ihrem 32-jährigen Englischlehrer (well spoken) von der Isle of White. Somit lassen sich die Gründe, warum die Expatfrau noch bei ihrem Mann bleibt, in einem Schlagwort zusammenfassen: Zugewinnausgleich.
Wenn der alternde Executive dann nach drei Jahren zurück nach Deutschland ziehen möchte, wird die Expatfrau ihm zu seiner grossen Überraschung mitteilen, dass er a) alleine nach Hause fliegen kann und sie b) mit ihrem Teil der Beute und ihrem Lover ein Beach-Resort auf Koh Samui eröffnen wird.
Da fliege ich 8000 Kilometer weit ins ferne China, um dann beim Lunch @ Pizza Marzano am Tisch neben 12 Expatfrauen aus Deutschland zu sitzen. Da sag mir nochmal jemand, dass Chinesen laut reden. Die meisten der Frauen kamen offenbar gerade vom Frisör und sahen wie überdimensionale Wellensittiche aus. Fast wäre ich aufgestanden und hätte mich als Besserwessi vorgestellt, aber dazu fehlten mir offenbar die Eier...
Der gemeine Praktikant arbeitet gemeinhin - zu seinem grossen Verdruss leider mehr oder weniger unentgeltlich - im Controlling eines grossen deutschen Industrieunternehmens in Shanghai. Während sich seine Landsleute in Shanghai, egal ob alternder Executive oder alternder Monteur, in China wie ein Fürstchen fühlen dürfen oder sich zumindest so benehmen als seien sie eines, bleibt dem Praktikanten für die Zeit seines Aufenthalts leider nur die undankbarste Rolle übrig: Die des Würstchens.
Seine Probleme in der Vorbereitungszeit und den ersten Wochen in Shanghai lassen sich in drei Kategorien aufteilen: Visum, Geldnot, keine Bezugspersonen.
Auch wenn während der letzten 5000 Jahre niemals auch nur ein Fall bekannt geworden ist, in dem ein Praktikant vor Beendigung seines Praktikums des Landes verwiesen wurde, beschäftigt sich der Praktikant bereits Wochen vor der ersten Einreise mit allen Fragen rund um F- L- X-und Z-Visum.
Dabei wendet er sich nicht etwa hilfesuchend an die HR-Abteilung seines Arbeitgebers, sondern an langjährige Expats in einschlägigen Internetforen wie Schanghai.com, also an Menschen die ihr letztes F-Visum 1986 beantragt haben und deren Antworten nur zur weiteren Verwirrung des Praktikanten beitragen.
Nachdem der Praktikant bei seiner Einreise wider Erwarten nicht festgenommen wurde und er sein Domizil in Pudong, beispielsweise im Pentox, bezogen hat, erreicht er die nächste Stufe auf der Maslow'schen Bedürfnispyramide: Er wünscht sich jemandem zum reden. Schon nach wenigen Tagen in der Fremde erscheint daher sein erster Post im Newcomer-Forum, in dem er nach Gleichgesinnten sucht, nach anderen Praktikanten also, mit denen er sich zum Kaffee treffen möchte, mutmasslich um sich über seine drei grossen Probleme "Visum, Geldnot und Mangel an Bezugspersonen" zu unterhalten.
Was für den Türken in Deutschland die Teestube ist, ist für den Praktikanten die Mural Bar oder das Zapata's. Hier bleibt man unter sich, hier versteht man die Bestellung auf Schulenglisch und hier muss man sich nicht mit den Einheimischen beschäftigen. Und sobald der erste Massanzug fertig ist, geht es nach der "Arbeit" auch gerne mal auf einen Drink in die Glamour Bar, die hippe Velvet Lounge oder in andere Clubs und Bars in denen noch nie ein männlicher Chinese gesichtet wurde.
Kurz nach der Entdeckung des Nightlifes tritt das dritte seiner Probleme in den Vordergrund: Geldnot.
Während der Fischer Weltalmanach ein durchschnittliches Jahreseinkommen von US$ 2000 für China ausweist und der Praktikant sein Salär von RMB 3000 bei freier Logis vor seiner Anreise als ausreichend ansah, ändert sich seine Einstellung nach den ersten Tagen in Shanghai dramatisch. Wer hätte denn wissen können, dass westliche Restaurants westliche Preise für ein Schnitzel nehmen und ein Gin-Tonic 6 "Euronen" kostet? Wer konnte wissen, dass einen in den Chinesischen Restaurants niemand versteht?
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hehehe, das trifft sowas von mega zu!!! :) (ich fuhle mich natuerlich nicht angesprochen *hust* schlisslich arbeite ich ja nicht bei einem deutschen unternehmen :P ) aber i hab sooooo viele leute getroffen deren namen man da einfach einfuegen koennte um die person zu beschreiben... :P super ! :)