Shanghai, sind wir ehrlich, ist doch nahezu ein Paradies für Expats. Natürlich gibt es hier und da schwierige Situationen zu meistern und etliche Unannehmlichkeiten hinzunehmen, ABER, alle Expats sind freiwillig hier, ich habe jedenfalls noch nie gehört dass jemand gezwungen wurde und politische Asylanten sind mir, jedenfalls mit Herkunft Deutschland, recht wenige bekannt. Der gemeine Expat verdient hier ein gutes Geld (ob sie es wirklich verdienen oder nur bekommen sei dahingestellt) und verglichen mit D ist das Leben hier sehr bequem.
Trotzdem wird gejammert und das auf einem extrem hohen Level, so hoch, dass es schon lustig ist!
„Der Bäcker backt (oder bäckt???) die Brötchen nicht so wie mein Bäcker zuhause um die Ecke!“ Was ein Quatsch! Ich bin mir etwas unschlüssig ob das einfach nur lächerliches Gejammere oder schlichtweg Ignoranz ist. Mit welchem Argument stellt man den Anspruch, eine lokale Bäckerei hat die Brötchen genau so zu backen wie der Bäcker in Unterhaching? Und nebenbei bemerkt, die Backmischungen die ein Qbake oder sonst einer für seine „deutschen“ Brötchen verwendet dürfte die gleichen Sachen enthalten wie die Großbäckereien in Deutschland auch.
„Ich bin für 6 Monate in Shanghai und habe keinen Zugriff auf Facebook!“ Teufel und eins, da bricht doch gleich die ganze Welt zusammen wenn Hänschen seiner kompletten, virtuellen Freundesschar nicht gleich twittern kann was es zum Abendessen gab. Solche Informationsdefizite haben schon Monarchien in den Untergang gestürzt. Wie wäre die Schlacht um Troja wohl ausgegangen, wenn Kalchas getwittert hätte „Habe gerade eine Bombenidee gehabt. Legen die Trojaner mit einem großen Schaukelpferd auf´s Kreuz!“?
Der größte Hammer ist aber der Spruch „Meine chinesischen Mitarbeiter sind so blöd und lernen es einfach nicht!“ Warum ist ein Expat ein Expat? Die meisten wurden mit dem Auftrag entsendet eine lokale Produktion, ein Büro oder sonst was auf Vordermann zu bringen und Strukturen wie in Deutschland üblich aufzubauen. Da kommt ein solcher Spruch einer Kapitulation gleich und zeugt vom eigenen Versagen den Auftrag umzusetzen. Natürlich gibt es in China begabte und weniger begabte Mitarbeiter. Wie überall auf der Welt übrigens und wenn sie es nicht lernen muss man erst mal den Lehrer in Frage stellen.
Schaut jetzt einfach mal aus dem Fenster. Es ist Frühling, die Sonne scheint, der Himmel ist blau-braun und in Wuhu steigt am kommenden Wochenende das Open Air Festival der Tropicana Bar. (Hauptgig sind "The rocking Ayi´s and the artist formerly known as Sensemann" Ist das nicht ein Grund zum freuen und relaxen und weniger zum Jammern???
Warum sich das Leben wegen eines Brötchens selbst zur Hölle machen wenn man es doch so schön sein könnte?
Du willst doch wohl dem klassischen Deutschen sein Jammern auf hohem Niveau nicht absprechen? Was hier der Bäcker ist, ist daheim der Nachbar der die Kehrwoche nicht macht, die Internetleitung die nur 10 der versprochenen 16 Mbit bringt, den Audi / Daimler / BMW den der Kollege fährt, das SAP das so ein furchtbares System ist, die Kunden die zu blöd zum kaufen sind, die Besprechungen die ewig dauern und keine Resultate bringen, der Chef der von nix ne Ahnung hat, die faulen Kollegen die ja gar nix arbeiten... Hier könnte ich Stundenlang weiter machen.
Ich, für mich, halte es hier in China wie auch zu Hause ganz einfach: "Erfolg ist, was ich draus mache!" -> Heißt natürlich in der Konsequenz dass ich auch dafür verantwortlich bin wenn etwas nicht Erfolgreich ist. Für den ein oder anderen Kollegen nicht vorstellbar so zu denken (ist doch sooooo einfach für alles jemand anderes zu haben ders verbockt hat), für mich passts aber sehr sehr gut als Grundeinstellung, privat wie geschäftlich.
Damit ändert sich natürlich auch der ein oder andere Blickwinkel. Zum Beispiel von: "Boahhh... Der arbeitet nie was und fährt n dicken Porsche" hin zu: "Was muss ich machen um mir mein Traumauto kaufen zu können?" Dann kann ich immer noch entscheiden ob ich bereit bin diesen Weg in voller Ausprägung auch zu gehen oder Abstriche in Sachen Ziel, Zeit oder Umsetzung mache. Doof ist halt nur dass ich dann selber dafür verantwortlich bin und nicht mehr „alle“ anderen. Leben nach dem Motto: Ich -> Du -> Wir (Und das ist sicher nicht egoistisch gemeint!) kann so einfach sein. Es fällt dann nur sehr schnell das sehr gebräuchliche "man" aus dem Wortschatz und es entstehen klare Erwartungen, Ziele und Anforderungen. An mich selber wie aber auch an mein Umfeld (für das Ich verantwortlich bin!). Denn, erfahrungsgemäß müsste man so viel machen… Und dann ist niemand dafür verantwortlich und alle beleidigt wenns keiner gemacht hat. Man hätte doch mal müssen...
Edit: Müßen in müssen getauscht - Nur für Badenser
Dem stimme ich, mit Ausnahme des gravierenden Rechtschribfehlers im letzten Wort (man hätte doch mal MÜSSEN), Voll und Ganz zu!
Es scheint mir, dass, je länger ein Expat hier ist, die Jammerschwelle um das gleiche Mass sinkt als dass die Anzahl der Schuldigen für die Fehler steigt.
Also mal ehrlich, die oben aufgeführten Jammereien (und die Jammerei über die Jammerlappen), sind doch wirklich noch harmlos. Momentan habe ich die Ehre in in der deutschen Semi-Kolonie Taicang (oder auch Klein-Kleckersdorf) zu verweilen. Meine Mittagspause verbringe ich in einschlägigen Restaurants mit 98 % deutscher Kundschaft. Dadurch bin ich gezwungen mir den größten (ein Vorwarn-Sorry!) SCHEISS anhören zu müssen. So manches Mal wird sich selbst im beisein des deutschsprechenden chineischen Kollegen dumm-dreist ausgelassen - wie peinlich ist das denn bitte? Mittlerweile zögere ich mein Mittagspause so weit wie möglich heraus, ich bevorzuge lieber ein kaltes Buffet als mir weiterhin so ein Schwachsinn anhören zu müssen.
Seihen wir doch auch einmal ehrlich, ich habe noch KEINEN gesehen der sich hier NICHT über die Zustände oder Situationen aufgeregt hat und trotzdem: Wir Expats sind hier, weil die Chinesen (und Zustände bzw Situationen) so sind wie sie sind - Wären sie nicht so, dann wären wir auch nicht hier!
http://r33b.net/ Menschen nehmen nur dann die klügste Lösung an, wenn alle anderen Gelegenheiten aufgebraucht sind...
Dem Schlusssatz stimme ich einfach mal so zu.
Vor 13 Jahren dachte ich China braucht uns noch 15 Jahre inzwischen weiss ich das es mir bis zur Rente hier reicht ( 2020 )danach vielleicht sogar noch als Senior Berater. Das Hauptproblem ein Chinese(in) wird keine Fehler zugeben heute nicht und auch in Zukunft nicht solange das nicht passiert treten die auf der Stelle.
well well ich war noch nie in china (ausser hongkong airport also vergess es) aber ich kann deine zeilen nachvollziehen, es ist echt der hammer was sich menschen welche im ausland sind/arbeiten erlauben und erdreisten in gegenwart von einheimischen asiaten, das habe ich zigfach auf den philippinen erlebt. da wird auch gejault und genölt auf allerhöchstem niveau. habe mittlerweise massenhaft storys erlebt welche sich mit deiner gleichen. wie gehst du damit um ? sprichst du die deutschen kollegen entsprechend an und werden diese arbeiter (so macht es für mich den anschein) nicht auf den entsprechenden auslandseinsatz vorbereitet ? wie sieht deine meinung hierzu aus und wie reagieren die einheimischen wenn in deren gegenwart so agiert wird ?
Ich halte mich von denen fern. Ich denke meine Meinung habe ich doch schon klar gemacht... Es wird meist auf deutsch gejammert, das bekommen dann viele Chinesen nicht mit.
http://r33b.net/ Menschen nehmen nur dann die klügste Lösung an, wenn alle anderen Gelegenheiten aufgebraucht sind...
Da eine ganze Menge Chinesen deutlich mehr Deutsch verstehen als sie zugeben, ist manchmal einfach nur fremdschämen angesagt. Am besten finde ich das immer, wenn ich Mäkeleien über unfähiges Hauspersonal, Fahrer usw höre, von Leuten, die hier in Villen residieren und zuhause eine Dreizimmerwohnung haben.. Man kann sich sicher fürchterlich darüber aufregen, wenn etwas im Haus kaputt geht, das Management erst mal einen Handwerker vorbei schickt der sich das Problem anschaut um dann festzustellen, das er das nicht reparieren kann und die Fachfirma angerufen werden muß (neuer Termin mit Fachfirma). Dann kommt der Mitarbeiter der Fachfirma, begutachtet das Problem, stellt fest, das er DAS benötigte Ersatzteil nicht hat und erst bestellen muß.. (neuer Termin). Der Mitarbeiter der Fachfirma kommt mit dem neu bestellten Ersatzteil und stellt beim angepeilten Einbau fest, das er für genau dieses Teil einen zweiten (nicht vorhandenen) Schraubenzieher o.ä. benötigt...(neuer Termin).. Beim nächsten Termin ist alles an Bord, wird eingebaut und hält erst mal... Man kann sich fürchterlich darüber ärgern oder aber grinsend feststellen "welcome to China".
Lieber einen Spatz in der Hand als eine Taube auf dem Dach..
JD..nee, ich habe nämlich keine Erfahrung in den Bereichen, die das Forum hier dominieren. Wäre also recht langweilig, denn die Hälfte würde fehlen *zwinker*
Lieber einen Spatz in der Hand als eine Taube auf dem Dach..